3. März 2010 Neue ISO 9241-210 „Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher Systeme“ ersetzt die ISO 13407

Im März 2010 hat die ISO die neue ISO 9241-210 publiziert. Diese Norm ersetzt mit sofortiger Wirkung die bekannte ISO 13407. ISO 9241-210 ist die Norm für benutzerorientiertes Vorgehen in Entwicklungsprojekten. Die Norm richtet sich vorrangig an Projektleiter, die systematisch Usability-Engineering-Aktivitäten im Entwicklungsprojekt planen und verankern wollen. Die deutsche Ausgabe ist ab sofort beim Beuth Verlag erhältlich.

Konkretere Inhalte bei durchzuführenden Usability-Engineering-Aktivitäten

Grundsätzlich wurden die normierten benutzerorientierten Gestaltungsaktivitäten nicht verändert. Die Inhalte wurden konkretisiert und aktualisiert. Die Prinzipien für das Vorgehen wurden wie folgt aktualisiert

  1. Die Gestaltung basiert auf einem umfassenden Verständnis der Benutzer, Arbeits¬aufgaben und Arbeitsumgebungen
  2. Benutzer sind während der Gestaltung und Entwicklung einbezogen
  3. Das Verfeinern und Anpassen von Gestaltungslösungen wird fortlaufend auf der Basis benutzerzentrierter Evaluierung vorangetrieben
  4. Der Prozess sieht Iterationen vor
  5. Bei der Gestaltung wird die gesamte User Experience berücksichtigt
  6. Das Gestaltungsteam vereint fachübergreifende Kenntnisse und Gesichtspunkte

User Experience als Konzept mit aufgenommen

Der Begriff User Experience wurde in Ergänzung zu Usability mit aufgenommen und definiert. Die neue Definition von User Experience grenzt die Konzepte Usability und User Experience gelungen ab. User Experience umfasst demzufolge alle Effekte, die ein Produkt bereits vor der Nutzung (antizipierte Nutzung) als auch nach der Nutzung (Identifikation mit dem Produkt oder Distanzierung) auf den Nutzer hat. Usability wiederum fokussiert auf die eigentliche Nutzungssituation (Effektivität und Effizienz).

Iteratives Vorgehen beim Usability Engineering besser verdeutlicht

Das bekannte Schaubild, das bereits in ISO 13407 enthalten war, wurde ergänzt, sodass gezielte Iterationen von benutzerorientierten Aktivitäten abhängig vom erreichten Erkenntnisstand im Vordergrund stehen statt eines rigorosen wasserfallartigen Ablaufs  (siehe Abbildung).

DIN EN ISO 9241-210: Wechselseitige Abhängigkeit menschzentrierter Gestaltungsaktivitäten

Besserer Bezug zu produktbezogenen Usability-Normen

Insbesondere die Aktivitäten zur Gestaltung „Produce design solutions to meet user requirements“ wurden präzisiert und klare Bezüge zu den produktbezogenen Normen der Normenreihe ISO 9241 hergestellt. Beim Testen wurde der missverständliche Begriff der „Expertenevaluation“ zugunsten von „Inspektionsbasierte Evaluierung“ ersetzt.

Fazit

ISO 9241-210 ist eine wichtige Norm zur Einordnung und Einforderung von Usability-Engineering-Maßnahmen in Produktentwicklungsprozessen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg. Die Norm unterstützt die Kommunikation zwischen Usability-Ingenieuren und Projektleitern dahingehend, dass eine konsensfähige Grundlage für das Planen und Festlegen von Usability-Engineering-Massnahmen vorliegt. Das Inhaltsverzeichnis der ISO 9241-210 sollte bereits jedem Projektleiter die Relevanz der Inhalte für sein Projekt verdeutlichen. Unsere Empfehlung: kaufen!