12. Januar 2011 Usability-Labor als Kommunikationsplattform zwischen Hersteller und Anwender

Usability-Tests lohnen sich. Immer seltener verzichten Hersteller von interaktiven Produkten (Hardware oder Software) auf Usability-Tests, bei denen Nutzer die entwickelten Produkte in einem Usability-Labor ausprobieren und typische Aufgaben aus dem Arbeitsalltag lösen. Auch verstehen Produkthersteller zunehmend, dass Erkenntnisse aus Usability-Tests die erst am Ende einer Produktentwicklung durchgeführt werden, faktisch erst für zukünftige Releases eines Produkts verwertet werden können, da ein Redesign gegen Ende einer Produktentwicklung zeitlich und ökonomisch nicht mehr zu leisten ist. 

Früher Vogel fängt den Wurm

Zwar können manche Erkenntnisse aus Usability-Tests ganz am Ende der Produktentwicklung noch vor dem finalen „Roll out“ umgesetzt werden, wie z.B. eine Umpositionierung von einzelnen User-Interface-Elementen und Änderungen von Begriffen. Doch was, wenn erkannte Nutzungsprobleme eher grundlegender Natur sind und überraschende Showstopper für das entwickelte Produkt darstellen? Was, wenn das eigene Produkt aufgrund zu spät erkannter Probleme „schlechte Presse“ bekommt? Im Zusammenhang mit erkannten Nutzungsproblemen bei Usability-Tests stellen sich Hersteller zunehmend die Frage: „Wann hätten wir dies bereits wissen können?“ Entwicklungsbegleitende Usability-Tests zu frühen Zeitpunkten können bereits mit Produktideen, Konzepten und rudimentären Prototypen durchgeführt werden und zur eigentlichen Klärung der Anforderungen an die Nutzung beitragen. Generell gilt: Je früher ein Nutzungsproblem erkannt wird, desto mehr Zeit ist vorhanden, das Problem zu beseitigen und eine gebrauchstaugliche Lösung zu entwickeln. Denn ein Nutzungsproblem lässt sich immer auf eine nicht erkannte - und deswegen nicht umgesetzte - Nutzungsanforderung zurückführen. Jedes Nutzungsproblem, das erst am Ende einer Produktentwicklung erkannt wird, ist ein wirtschaftliches Risiko. Frühe Usability-Tests sind somit auch immer Maßnahmen zur wirtschaftlichen Risikominimierung der Produktentwicklung.

Valide Testfälle bringen Klarheit vor dem Test

Immer wieder erlebt man als Usability-Tester beim gemeinsamen Konstruieren von Testfällen mit Herstellern, dass die Testfälle stark aus der Sicht des entwickelten Produkts konstruiert sind und somit zu einer „selbsterfüllenden Prophezeiung“ führen. Testergebnisse sind somit fragwürdig und wägen den Hersteller in einer falschen Sicherheit. Valide Testfälle für Usability-Tests sind dadurch gekennzeichnet, dass sie

  • aus dem tatsächlichen Kontext der Nutzer hergeleitet wurden,
  • kein Vokabular aus dem User Interface des Produkts verwenden und
  • eine vollständige Aufgabe aus Nutzersicht umschließen.

Das Beschreiben von Testfällen aus Nutzersicht will gelernt sein. Genau genommen müssen die Testfälle selbst von Nutzern „abgenommen“ werden. Zu leicht entsteht sonst statt eines Testfalls eine „Bedienungsanleitung für den Usabilitytest“. Valide Testfälle setzen eine Analyse des tatsächlichen Nutzungskontexts voraus, bei der geklärt wird:

  • Wer sind unsere wirklichen Nutzer?
  • Was sind deren tatsächlichen Aufgaben?
  • Was spielt sich in der Arbeitssituation der Nutzer tatsächlich ab?

Frühe „Usability-Tests“ mittels Nutzungskontextanalysen

Zahlreiche Nutzungsprobleme beruhen auf Missverständnissen der Produktentwickler bzgl. des Nutzungskontextes der Nutzer. Dabei lassen sich sämtliche im Produkt umzusetzenden Nutzungsanforderungen direkt aus dem alltäglichen Nutzungskontext ableiten. Insofern stellt sich die Frage, warum nicht gleich vor Entwicklungsbeginn mit tatsächlichen Nutzern intensive Gespräche über ihren (tatsächlichen!) Nutzungskontext führen? Typisch finden genau solche Gespräche leider oft erst am Ende eines Usability-Tests des nahezu fertigen Produktes statt, wenn der Hersteller gerade live erlebt hat, was die Nutzer mit dem Produkt eigentlich tun wollten (und nicht konnten). Jedoch reicht die Zeit für solide Kontextanalysen am Ende eines Usability-Tests nicht aus. Mittels eigens geplanter Nutzungskontextanalysen lassen sich bereits vor Entwicklungsbeginn wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die Fehlentwicklungen vorbeugen. Nutzungskontextanalysen sind daher nichts anderes, als eine Art „frühe Usability-Tests“, die zu einer effektiven Produktentwicklung beitragen und das Risiko einer Fehlentwicklung effizient reduzieren.

Tatsächliche Nutzer rekrutieren

Hersteller tun sich oftmals schwer mit der „Beschaffung“ von wirklich repräsentativen Nutzern für Kontextanalysen und Usability-Tests. Dies gilt insbesondere bei Produkten, die gewerblich genutzt werden. Häufig testen Unternehmen dann mit bereits „immunisierten“ Nutzern, die die jeweiligen Produkte mit ihren speziellen Nutzungsproblemen bereits gut kennen. Dies ist gefährlich, da objektiv bestehende Nutzungsprobleme von diesen immunisierten Nutzern gar nicht mehr wahrgenommen werden und die Testergebnisse somit verfälscht werden. Es lohnt sich daher, für Usability-Tests stets neue - nicht vorbelastete - Nutzer zu rekrutieren. Denn es sind oftmals die neu rekrutierten Nutzer (die noch nicht im Kundenbestand des Herstellers sind), die besonders relevante Erkenntnisse über die Produkte liefern.

ProContext betreibt ein Usability-Labor, in dem auf hohem methodischen Niveau Kontextanalysen und Usability-Tests durchgeführt werden. Die Beschaffung von repräsentativen Nutzern aus gewerblichen Kontexten vom Sachbearbeiter bis zum Chefarzt zählt zu unseren täglichen Aufgaben. Zahlreiche Hersteller und IT-Betreiber beauftragen uns mit Kontextanalysen, User-Interface-Konzeptionen und Usability-Tests. Hersteller, die bereits durch methodische Zusammenarbeit mit uns gelernt haben, mieten einfach unser Usability-Labor und wir rekrutieren professionell geeignete Nutzer aus allen geschäftlichen Kontexten. Mehr und mehr Hersteller begreifen, dass der Gang zum Usability-Labor die ideale Kommunikationsplattform zwischen Hersteller und Anwender ist, um Mängel zu vermeiden, statt diese später teuer zu beheben. ProContext steht Ihnen hierbei mit langjähriger Erfahrung und ausgezeichneten Referenzen zur Seite.