31. Mai 2012 Deutscher Berufsverband der Usability-Professionals veröffentlicht Qualitätsstandard

Der Berufsverband der Usability-Professionals, kurz „German UPA“ hat einen Qualitätsstandard veröffentlicht, der das professionelle Vorgehen in Hinblick auf gebrauchstaugliche Produktgestaltung unterstützen soll.  Der Qualitätsstandard hilft Usability-Fachleuten in Unternehmen, im Konsens mit Projektleitung und Produktmanagement die richtigen Schritte für eine gebrauchstaugliche Produktgestaltung zu planen und durchzuführen. 

Der vom Arbeitskreis Qualitätsstandards der German UPA erarbeitete Qualitätsstandard steht ab sofort kostenlos als PDF-Dokument zum Download bereit. Die Inhalte des Qualitätsstandards stellen eine praxisorientierte Präzisierung der folgenden Standardwerke dar:

  • ISO 9241-210
    Ergonomie der Mensch-System-Interaktion Teil 210: Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme
  • ISO/TS 18152
    Ergonomics of human-system interaction - Specification for the process assessment of human-system issues
  • ISO TR 18529
    Ergonomics of human-system interaction - Human-centred lifecycle process descriptions
  • Leitfaden Usability der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS)

Die systematische Beschreibung jedes einzelnen Prozesses erlaubt ein schnelles Auffinden konkreter Informationen für die spezifische Projektsituation des Lesers. Jeder spezifische Prozess (siehe "Inhalte des Qualitätsstandards Usability Engineering" weiter unten) wird in einer einheitlichen Struktur wie folgt beschrieben:

  • Zweck des konkreten Prozesses
  • Zustand nach Durchführung 
  • Zu dokumentierende Arbeitsergebnisse
  • Empfohlene Aktivitäten zur Durchführung
  • Zu beteiligende Prozessrollen

Im Folgenden wird ein Überblick über die Inhalte des Qualitätsstandards gegeben.

Die Inhalte des Qualitätsstandards Usability Engineering der German UPA

 1. Planung von Usability-Engineering-Prozessen

  • Akzeptanz des Usability Engineering in der Organisation sicherstellen.
  • Ziele für die einzelnen Usability-Engineering-Prozesse im Projekt festlegen.
  • Durchzuführende Usability-Engineering-Prozesse (einschließlich der erforderlichen Aktivitäten) unter gegebenen Rahmenbedingungen planen.
  • Geeignete Personen für die Durchführung der geplanten Usability-Engineering-Aktivitäten bestimmen.
  • Benutzerbeteiligung planen und koordinieren.
  • Usability-Engineering-Aktivitäten managen.

2. Nutzer und Nutzungskontext verstehen und beschreiben

  • Benutzergruppen beschreiben.
  • Den gegebenen Nutzungskontext (Benutzer, Aufgaben, organisatorische, physische und technische Umgebung) für jede Benutzergruppe erheben und beschreiben.
  • Den Nutzungskontext validieren.
  • Optimierungsbedarf im Nutzungskontext identifizieren.

3. Nutzungsanforderungen spezifizieren

  • Erfordernisse im Nutzungskontext identifizieren.
  • Nutzungsanforderungen aus Erfordernissen herleiten.
  • Nutzungsanforderungen priorisieren (inhaltlich und zeitlich).
  • Modelle für alle zu unterstützende Kernaufgaben bzw. aufzufindende Informationen konstruieren.

4. Gebrauchstaugliche Gestaltungslösungen entwerfen

  • Interaktion modellieren.
  • Aufgabenbezogene Interaktionsobjekte des User Interface identifizieren und spezifizieren.
  • Erforderliche Navigation entwickeln.
  • Testbare User-Interface-Prototypen erarbeiten.

5. Gestaltungslösungen aus der Benutzerperspektive evaluieren

  • Die Ziele der Evaluierung festlegen und geeignete Methoden zur Evaluierung auswählen.
  • Die Umsetzung der Evaluierung vorbereiten.
  • Die Evaluierung durchführen.
  • Ergebnisse der Evaluierung als Bericht aufbereiten.
  • Die Evaluierungsergebnisse verwerten.

6. Produkt bei Nutzern einführen

  • (Soweit anwendbar) Die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen (z.B. Arbeitsschutz, Zugänglichkeit,  Bildschirmarbeitsverordnung) an erforderliche Hardware-Ausstattung und  Umgebungsbedingungen überprüfen und dokumentieren.
  • (Soweit anwendbar) Erforderliche Arbeitsplatzinfrastruktur einrichten und aufrecht erhalten (Hardware, Daten, Zugriffsrechte).
  • Benutzer mit erforderlicher Dokumentation und ggf. Schulung ausstatten (Schulung, Einsatzvorbereitung und Einrichtung des Supports).
  • Erfolgte Änderungen und Neuerungen den Benutzern kommunizieren.
  • Umgang mit nicht vorhergesehen Nutzungsproblemen nach Roll-Out festlegen.

7. Langzeitbeobachtung (Long-term Monitoring)

  • Die Durchführung des Long-term Monitoring organisieren.
  • Tatsächliche Nutzungsdaten aktiv einholen.
  • Qualifizieren von eingeholten Nutzungsdaten und Vorschläge für die Beseitigung von Nutzungsproblemen erarbeiten und priorisieren.
  • Erkenntnisse aus dem Long-term Monitoring in den regulären Entwicklungsprozess übergeben.