2. August 2017 Neue Norm für die Grundsätze der Informationsdarstellung (ISO 9241-112)

Die ISO-Norm DIN EN ISO 9241-112 (deutsche Übersetzung der ISO 9241-112) ist vor kurzem veröffentlicht worden. Sie ersetzt die „in die Jahre gekommene“ ISO 9241-12.

Dargestellte Information auf User Interfaces ist auch heute nicht immer selbstbeschreibend. Dem Leser fallen sicher viele Beispiele aus dem Alltag ein – vom Bürotelefon über das Haushaltsgerät hin zur betriebswirtschaftlichen Software geben die Produkte dem Benutzer immer wieder „Darstellungsrätsel“ auf.

ISO 9241-112 beinhaltet die folgenden sechs Grundsätze der Informationsdarstellung sowie zahlreiche Empfehlungen für deren Anwendung für all diejenigen, die User Interfaces visuell gestalten.

  1. Entdeckbarkeit

    Dargestellte Informationen sind erkennbar, wenn die Informationen so dargestellt sind, dass man sie als vorhanden wahrnimmt.

  2. Ablenkungsfreiheit

    Dargestellte Informationen sind ablenkungsfrei, wenn die Informationen so dargestellt werden, dass erforderliche Informationen wahrgenommen werden, ohne dass weitere dargestellte Informationen ihre Wahrnehmbarkeit stören.

  3. Unterscheidbarkeit

    Dargestellte Informationen sind unterscheidbar, wenn

    • die Informationen so dargestellt sind, dass eigenständige Elemente oder Gruppen von Elementen genau voneinander unterschieden werden können, und
    • die Informationselemente so dargestellt werden, dass ihre Zuordnung zu oder Unterscheidung von anderen Elementen oder Gruppen von Elementen unterstützt wird.
  4. Eindeutige Interpretierbarkeit

    Dargestellte Informationen sind eindeutig interpretierbar, wenn sie so verstanden werden, wie es vorgesehen ist.

  5. Kompaktheit

    Die Informationsdarstellung ist kompakt, wenn nur die notwendigen Informationen dargestellt werden.

  6. Konsistenz (interne und externe)

    Dargestellte Informationen sind konsistent, wenn in allen interaktiven Systemen und der gesamten Benutzerumgebung Informationselemente mit ähnlicher Absicht ähnlich dargestellt werden und Informationselemente mit unterschiedlichen Absichten in unterschiedlichem Stil und unterschiedlicher Form dargestellt werden.

Diese sechs Grundsätze für die Informationsdarstellung müssen in Verbindung mit den Grundsätzen für die Benutzer-System-Interaktion („Dialogprinzipien“) und den zugehörigen Empfehlungen aus ISO 9241-110 angewendet werden.

Zur Erinnerung, die sieben Grundsätze der Benutzer-System-Interaktion lauten

  1. Aufgabenangemessenheit
  2. Selbstbeschreibungsfähigkeit
  3. Erwartungskonformität
  4. Lernförderlichkeit
  5. Steuerbarkeit
  6. Fehlertoleranz
  7. Individualisierbarkeit

Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Sets an Gestaltungsprinzipien ist recht einfach: Die Anwendung der Grundsätze der Informationsdarstellung führt dazu, dass dargestellte Information selbstbeschreibend und erwartungskonform wird. Die untere Abbildung verdeutlicht den Zusammenhang.

Diagramm: Grundsätzen der Informationsdarstellung Abbildung 1: Zusammenhang zwischen den Grundsätzen der Benutzer-System-Interaktion und den Grundsätzen der Informationsdarstellung.

Die Grundsätze der Informationsdarstellung sind nicht auf visuelle Informationsdarstellung beschränkt. Sie gelten für alle sogenannten „Interaktionsmodalitäten“:

  • visuell (Sehsinn)
  • akustisch (Hörsinn)
  • taktil/haptisch (Tastsinn)
  • olfaktorisch (Geruchssinn)
  • gustatorisch (Geschmackssinn)

Also auch die Information, die über den Telefonhörer beim Anruf in einem Callcenter präsentiert wird, muss z.B, eindeutig unterscheidbar sein („Drücken Sie 2 wenn Sie…“).

Für die einzelnen „Interaktionsmodalitäten“ folgen weitere Normen mit detaillierten Empfehlungen wie z.B. DIN EN ISO 9241-125 Empfehlungen zur visuellen Informationsdarstellung, die kurz vor der Veröffentlichung steht.

Die Norm DIN EN ISO 9241-112 ist als PDF-Dokument käuflich erhältlich unter: https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-9241-112/263039503.